Zum IDAHOBIT: Luxemburg erneut beim ILGA Europe Rainbow Map auf dem dritten Platz, fällt jedoch um einen Prozentpunkt auf 72% zurück. Das Großherzogtum stagniert bei der Umsetzung von Maßnahmen von LGBTIQ-Rechten.

Am heutigen 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie – kurz IDAHOBIT genannt – wird traditionell die ILGA Europe Rainbow Map veröffentlicht. Diese Karte sowie der ihr zugrundeliegende Index stellt sehr übersichtlich die Fort- oder Rückschritte von 49 europäischen Ländern in Bezug auf die Umsetzung von Forderungen zur Verbesserung der rechtlichen Situation von LGBTIQ Personen dar. Rosa Lëtzebuerg asbl ist als nationaler Ansprechpartner jedes Jahr an der Erhebung der Daten dieser Map beteiligt.

Auffallend ist, dass es in den vergangenen 12 Monaten zu einer noch nie dagewesenen Stagnation kam. Viele Länder haben sich gar nicht bewegt. Zu diesen Ländern gehört auch das Großherzogtum. Doch gerade nun, da europaweit ein immer stärkerer konservativer Aufwind zu bemerken ist, ist es wichtiger denn je, um mit gutem Beispiel voran zugehen.

In diesem Jahr wurden gleich zwei neue Forderungen in den ILGA Europe-Forderungenkatalog aufgenommen:  die Einführung rechtlicher Verfahren zur Geschlechtsanerkennung für Minderjährige sowie die Anerkennung von Nicht-binären Personen. Während Luxemburg ersteres bereits umgesetzt hat, gibt es aktuell noch keine gesetzliche Anerkennung von nicht-binären Personen. Gerade auf diesem Gebiet würden wir uns ein rasches Vorankommen der Regierung wünschen.

Eine weitere Baustelle stellt gegenwärtig die automatische Anerkennung der Co-Elternschaft im Falle gleichgeschlechtlicher Eltern dar. Hier gibt es seit Jahren eine Lücke, die auch mit der Adoptionsreform von 2015 nicht behoben wurde und bis heute Regenbogenfamilien vor nicht unerheblichen Herausforderungen stellt. Ein Verbot von Konversionstherapien (der Versuch der „Heilung“ von Homosexualität etc.) oder eine Anpassung des Gesetzes über Hate Crime zum Schutz von Intersex-Personen wären weitere Baustellen, die leicht anzugehen wären.

Unzufrieden ist Rosa Lëtzebuerg asbl dahingegen mit dem aktuellen Kurs der Justizministerin hinsichtlich eines Verbotes der Anonymität bei Samenspendern im Kontext der künstlichen Befruchtung. Dieser Weg versucht Regenbogenfamilien in heteronormative Kategorien zu zwängen und trägt somit der tatsächlichen Lebensrealitäten in diesen Familien keinerlei Rechnung und ignoriert außerdem den Wunsch vieler Spender. Diese Konsequenz wäre darüber hinaus eine nicht unwesentliche Reduzierung an Spendenangeboten. Rosa Lëtzebuerg asbl spricht sich hier für den Mittelweg der Freiwilligkeit aus.

LGBTIQ+ Community nach einem Jahr Pandemie

Ein Jahr nach dem ersten Lockdown und nach mehr als zwölf Monaten mit zum Teil besonders einschneidenden Einschränkungen, lässt sich im Rückblick ein besorgniserregendes Fazit für die queere Community ziehen.

Nachdem Kontakte zu anderen Personen, die nicht zum eigenen Haushalt gehören, über viele Wochen und Monate unmöglich waren, sahen sich viele jüngere und ältere Mitglieder der Community mit Einsamkeit oder gar Isolation konfrontiert. Für LGBTIQ+ Personen wichtige Orte, sogenannte Safe Spaces, mussten schließen, sozio-pädagogische Anlaufstellen mussten ihren Betrieb entweder auf ein Minimum reduzieren oder ganz einstellen. Queere Kultur fand, wenn überhaupt, nur in besonders reduziertem Maße statt.

In dem letzten Jahr hatte unsere Organisation, die exklusiv auf die Arbeit von Ehrenamtlichen aufbaut, deshalb mit einem noch nie dagewesenen Aufkommen an Kontaktaufnahmen von betroffenen Mitglieder unserer Community zu tun. Das Anbieten von Hilfestellungen und das Weitervermitteln an professionelle Stellen haben zeitweise die Grenzen des Freiwilligenamtes auf die Probe gestellt.

Da mit der voranschreitenden Impfkampagne auch langsam ein Ende der Krise in greifbare Nähe rückt, macht sich Rosa Lëtzebuerg asbl Gedanken über den Zustand der queeren Community in Luxemburg. Gerade da manche Safe Spaces die Krise nicht überlebt haben, müssen nun andere Wege gefunden werden, um queere Kultur und das Ermöglichen von Begegnungen zu ermöglichen.

Rosa Lëtzebuerg asbl versucht in diesem Kontext auch ihrer Rolle als Interessensvertretung der luxemburgischen Community nachzukommen und arbeitet an verschiedenen Projekten. Eines dieser Projekte wird die Luxembourg Pride Week sein. Diese soll, wie geplant, vom 3. bis 11. Juli 2021 stattfinden und viele der bereits bekannten Events wie die Gedenkzeremonie für Opfer von queerphober Gewalt, Vorlesungen oder Podiumsdiskussionen beinhalten. Das beliebte Highlight, das Straßenfest, wird jedoch durch eine Pride Show ersetzt. Hier arbeitet Rosa Lëtzebuerg asbl an einer Hybridform, bei der das Programm per Livestream übertragen wird und bei dem ein Live-Publikum, streng nach den geltenden Sicherheitsmaßnahmen, möglich sein könnte.

Diesbezüglich wird Rosa Lëtzebuerg asbl in den kommenden Wochen noch einmal kommunizieren.

 

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